Mit Weitsicht pflanzen: Klimabäume sind besonders anpassungsfähig

Trockenheit und Hitze setzen unseren Bäumen zu und machen sie anfälliger für altbekannte und neu eingeschleppte Krankheiten und Schädlinge. Deshalb suchen Profis schon länger nach Alternativen zu geschwächten heimischen Arten — wie sterbenden Fichten und kranken Kastanien. Sogenannte „Klimabäume” gelten als besonders gesund und anpassungsfähig.

Baumschulen in ganz Deutschland setzen seit Jahren auch auf weniger bekannte Gehölze mit Zukunftspotenzial. Zum Teil haben sie sich als äußerst attraktiv für Menschen und Insekten erwiesen. Das macht sie auch für den Privatgarten interessant.

30 Arten im Test

Bäume wachsen auch unter den extremsten Bedingungen. Während sich einige heimische Arten zunehmend schwer mit Klimaveränderungen tun, gibt es stresstolerante Gehölze irgendwo anders auf der Welt, die mit den neuen Standortbedingungen gut zurechtkommen. Das Forschungsprojekt „Stadtgrün 2021“ der Bayerischen Landesanstalt für Gartenbau hat an drei Stadtorten 30 vielversprechende Baumarten über zehn Jahre hinweg untersucht. Sie stammen aus Südeuropa, Nordafrika, Nordamerika und Asien und mussten sich in trocken-heißer, frostig-kalter und regenreicher Umgebung bewähren.

Ulme und Erle punkten

A ls besonders anpassungsfähig haben sich nach Erkenntnis der Forscher:innen die heimische Purpur-Erle (Alnus) und die in den Niederlanden entdeckte Lobel-Ulme (Ulmus) erwiesen. Auch die altbekannte Hainbuche hat gezeigt, dass sie Wärme und Trockenheit sehr gut verträgt – ebenso die Hopfen-Buche (Ostrya) als nahe Verwandte. Zu den Gewinnern der Klimaveränderung gehört auch der Feldahorn (Acer campestre). Angepasst an trockene Hitze gedeihen ungarische und Zerr-Eiche (Quercus frainetto und Quercus cerris) am richtigen Standort ebenso gut wie der Ahorn-ähnliche Amberbaum (Liquidambar), der auch schöne Früchte als Winterschmuck trägt, allerdings sehr groß werden kann. Während die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) bei Trockenheit schwächelt, erwiesen sich Silberlinde (Tilia tomentosa) und Henrys Linde (Tilia henryana) als sehr robust.

Keine Scheu vor Exoten

Auch exotischere Sorten können guten Gewissens in den Garten gepflanzt werden. Denn biologische Tests haben gezeigt, dass Insekten auf nichtheimische Bäume fliegen, wenn sie Nektar und Pollen bieten. Sehr beliebt ist beispielsweise der aus Amerika stammende Lederhülsenbaum (Gleditschia) in der Blütezeit, der zudem Extremwetterlagen trotzt. Auch der Trompetenbaum (Catalpa) und der Schnurbaum (Sophora) sind robust und ziehen Bienen und Hummeln magisch an. Die gut schnittverträgliche Maulbeere (Morus) punktet als attraktiver Klimabaum mit leckeren Früchten, die auch von Eichhörnchen und Vögeln gefressen werden. Wer viel Platz hat, sollte sich den Tulpenbaum (Liriodendron) genauer anschauen. Die attraktiven Blüten sind eine Insektenweide. Für kleine Gärten bestens geeignet sind unter anderem der Eisenholz- (Parrotia) und Judasbaum (Cercis), die beide wegen ihrer frühen Blütezeit wertvolle Nahrungsquellen bieten und zudem Trockenheit gut vertragen.

Profis helfen bei der Auswahl

Die Auswahl an Klimabäumen ist bereits groß und steigt stetig. Wer ein Gehölz pflanzen will, das über lange Zeit Freude bereitet, sollte darüber mit Expert:innen in einer Gartenbaumschule sprechen. Die Gärtner:innen kennen sich mit den Forschungsergebnissen über Klimabäume sowie den örtlichen Wetter- und Bodenbedingungen aus. Das macht sie zu kompetenten Ansprechpersonen, um den passenden Baum für den individuellen Standort zu finden, der auch nach vielen Jahren noch Freude bereitet. Im Internet ist die Suche nach den Pflanzenprofis in der Nähe über die Postleitzahl möglich: siehe Links

Frisch gepflanzte Bäume benötigen Starthilfe

Zeit lässt sich kaufen – zumindest bei Bäumen. Große Exemplare geben dem Garten sofort einen individuellen Charakter und spenden von Anfang an Schatten. Dank der Arbeit von Baumschulgärtner:innen lassen sich auch alte Bäume verpflanzen. Doch egal, wie viele Jahre ein Gehölz in der Baumschule gehegt und gepflegt wurde, es benötigt Starthilfe. Profis aus den Gartenbaumschulen empfehlen einen sogenannten Pflanzschnitt der Krone, der ein Gleichgewicht zwischen Blattmasse und Wurzelballen herstellt. Ein Pflanzpfahl bietet Stütze beim Anwachsen und verhindert, dass der Baum bei starkem Wind umkippt.

Regelmäßiges Gießen in den ersten drei Jahren ist selbst bei trockenheitsverträglichen Sorten nötig, bis sich die Wurzeln ausgebreitet haben. Als Bewässerungshilfe haben sich bei Straßenbäumen robuste Kunststoffbeutel bewährt, die große Mengen Wasser aufnehmen und tröpfchenweise abgeben. Damit die junge Rinde bei starker Sonneneinstrahlung nicht aufplatzt, sollten Bäume in den ersten Jahren mit einem weißen Anstrich geschützt werden. Während dafür früher weißer Kalk verwendet wurde, setzen Profis heute auf elastische Stammschutzfarbe, die langlebig ist und mitwächst.